Gut gefüllt war der Nebenraum beim Soller am Bahnhof, um einen besonderen Gast in Ismaning zu begrüßen: unsere Bundestagsabgeordnete Claudia Tausend war der Einladung des SPD-Ortsvereins gefolgt. Und das ist angesichts ihres engen Terminkalenders eine Auszeichnung für die Ismaninger SPD. Tags zuvor erst kam sie von einem fünftägigen Arbeitsbesuch aus den USA zurück, tags drauf saß sie schon wieder im Flugzeug nach Berlin, wo der Bundestag in einer außerordentlichen Sitzung über die Aufnahme von Verhandlungen für das dritte Griechenlandpaket abstimmen sollte.
Griechenland beherrschte als zentraler Punkt ihre fast einstündigen Ausführungen. In kurzen,knappen aber unmissverständlichen Worten erklärte sie den aufmerksamen Zuhörern die Knackpunkte in der Griechenlandkrise. Und die liegen natürlich auch in der Vergangenheit, in der versäumt wurde, ein funktionierendes Sozialsystem mit einer hohen Staatsquote zu entwickeln. Die über die Jahre gepflegte Vetternwirtschaft ist nicht von heute auf morgen zu beseitigen, weshalb die Bundestagsfraktion der SPD einstimmig dem Antrag auf Aufnahme von Verhandlungen stimmen wird (und dies inzwischen auch tat). Trotz dieser klaren Positionierung ließ sich unser Gast auf eine kontroverse Diskussion mit unseren Mitgliedern ein, die ihre Bedenken und Befürchtungen klar zum Ausdruck brachten. Zustimmung durch Claudia Tausend erfuhr beispielsweise der Einwand, dass niemand einschätzen könne, wie und vor allem wann Griechenland seine Schulden wird zurückzahlen können - und dies nicht durch den Verkauf des Tafelsilbers wie staatseigene Betriebe lösbar ist.
Nach einem herzlichen und donnernden Applaus ergriff unser Bürgermeister Alexander Greulich das Wort und lenkte die Gedanken auf das derzeit wohl brennendste örltiche Problem: der Unterbringung der ständig wachsenden Zahl an Asylbewerbern. Und er hielt auch nicht seine Verärgerung verborgen, die sich in der Zusammenarbeit mit den übergeordneten Behörden wie dem Landratsamt und der Regierung von Oberbayern ergab. Aus seiner Sicht wäre eine regelmäßige Einrichtung wie ein runder Tisch der beteiligten Ämter eine Möglichkeit, die unterschiedlichen Ansprechpartner und deren Bedürfnisse besser und zielgerichteter zu vernetzen. Claudia Tausend berichtete, dass der Bundestag erst kürzlich eine Verdoppelung der finanziellen Unterstützung der Länder für die Unterbringung der Asylsuchenden beschlossen habe. Unsere stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche bat um Verständnis für die immer unübersichtlicher werdende Situation des Landratsamtes angesichts des nicht abreißenden Stroms von Asylbewerbern. In der Diskussion mit den Teilnehmern wurde klar, dass trotz allem Unterstützungswillen auch auf eine gleichmäßige Verteilung der Lasten in Bayern, Deutschland aber auch der EU eingefordert wird. So schloss sich der Kreis wieder bei Claudia Tausend, die diese Ungleichheit in Europa anprangerte.
Den Schlusspunkt in diesem hochinteressanten Abend setzte unsere 3. Bürgermeisterin Luise Stangl, die von ihrer nun über einjährigen Tätigkeit berichtete. Und so erfuhren die Anwesenden, dass dies weit über den Besuch von Jubilaren oder offizielle Termine hinausgeht. Sie sei stolz darauf, so Luise, als Stellvertreterin von Alexander Greulich politische Termine mit Auswirkungen auf das Ismaninger Gemeindeleben wahrzunehmen und somit zusammen mit dem 2. Bürgermeister Josef Zettl echte Vertreter unseres Gemeindeoberhauptes zu sein.
Mit dem Dank an die Versammlung, die versiert, interessiert und diszipliniert die Diskussionen aufgenommen und geführt hatte, schloss der stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende Arno Helfrich die Versammlung und versprach, auch in Zukunft nach interessanten politischen Themen und Gästen Ausschau zu halten.
Ihre Ismaninger SPD, Arno Helfrich